Wenn sich das Hamburger Hansa Theater in den verruchten Kit Kat Club der 20er Jahre verwandelt, ist das einfach großartig. Die damalige schwere Zeit hat eine gewisse Romantik und zeigt Parallelen zu den unsicheren Zeiten der Gegenwart. Der Musical Klassiker Cabaret begeistert am heutigen Abend das Publikum und als Conférencier hätte man sich keinen charmanteren als Tim Fischer wünschen können.
Der amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw wird hineingerissen in das noch flirrende, aber sich allmählich verdüsternde Berlin der späten 20er Jahre.
Er verliebt sich in der bisher liebestechnisch unstete englische Sängerin Sally Bowles, die Nacht für Nacht im Kit Kat Club auftritt. Beide sind von Existenzproblemen geplagt und ihre unterschiedlichen Lebenskomzept, sowie Meinung zur derzeitigen politischen Lage, geben dieser Liebe keine Chance.
Besonders rührend sind die Liebesbande zwischen Pensionswirtin Fräulein Schneider und dem jüdischen Gemüsehändler Herr Schulz, der sein Geschäft in einer Art Litfaßsäule hat. Ich war von diesem Bühnenbild sehr angetan. Doch die Nazis sind im Anmarsch und zerstören die Verlobung der Beiden. Nach einen weiteren Angriff auf das Gemüsegeschäft, beschließt Herr Schulz, dass es in Deutschland für ihn keine Zukunft geben kann. Diese traurige Geschichte pendelt zwischen Show à la Life is a Cabaret und der schwierigen Wirklichkeit des realen Lebens. Die glamourösen Kit Kat Girls lassen einen zum Teil vergessen, doch ist das Stück auch melancholisch, ob der schweren damaligen Zeit. So alt wie das Stück ist, es ist absolut zeitgemäß.
Aber wie heißt es so schön? The Show Must Go On! und der Cabaret Abend im Hansa Theater ist absolut empfehlenswert. Es gelingt die Balance zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit der Lage wunderbar.
Text: Isabel Oerke
Foto: (c) Kerstin Schomburg