Empört erklingen die ersten Gitarrentöne der ersten Umbra-Singleauskopplung
aus dem Album „Die Unsterblichen“. Das charmant-provokante Stück mit Anti-Hitcharakter nennt sich „Radiosong“ und fordert ermutigend dazu auf, doch endlich dem Radio Aufwiedersehen zu sagen.
Gleich zu Beginn stampft sich ein unzufriedener Rhythmus bis zur ersten
Strophe, in der Sänger Mozart verkündet, ihm sei beim Einschalten der Rundfunksender gar zum Kotzen zumute. Stimmlich setzt er dabei gern Akzente, legt größeren Wert auf Betonung und Charakteristik des Songs, als auf perfekt intonierte Gesangslinien und nörgelt sich so, enttäuscht über den musikalischen Einheitsbrei im Radio, von Zeile zu Zeile. Ab der zweiten Hälfte lassen die hohen Tonlagen der weiblichen Unterstützung von Madeline le Roy, die im Zusammenklang mit Mozart besser klingt als je
zuvor, den „Radiosong“ zu einer echten Hymne werden.
Scheinbar gibt es im Underground nicht nur die bessere Musik, sondern auch
den besseren Sex. So zumindest wird es weiterhin besungen. Führt man sich den künstlerischen Anspruch zahlreicher Castingshows und deren belanglose, musikalischen Erzeugnisse, die eher als nicht ganz unangenehmer Nebeneffekt zur voyeuristischen Befriedigung ihrer Zuschauer herhalten, einmal vor Augen, könnte das sogar stimmen.
Bevor der letzte Refrain das Ende verkündet, sorgt ein Gitarrensolo noch für
angenehme Abwechslung und lässt durch ein paar ordentliche Heuler aufhorchen. Alles in Allem ist der „Radiosong“ eine typische Umbra-Nummer, so wie man sie nach den letzten Alben auch erwarten könnte.
Eine Nummer der etwas raueren Gangart, deren Groove zum Mitmachen einlädt und die mit einer gewissen Portion Humor betrachtet werden sollte. Letztlich könnte man sicher aber doch fragen: „Ist die deutsche Radiolandschaft tatsächlich so öde und eintönig? Und wenn ja, warum?“ Wer tiefer gehen möchte und sucht, wird mit dem „Radiosong“ möglicherweise fündig werden. Im Radio wird er wohl aber leider nicht zu
hören sein.