Traumfrau Mutter – Selbstironie im St. Pauli Theater

Traumfrau Mutter (c) Jan Sulzer

Traumfrau Mutter (c) Jan Sulzer

Das Hamburger St. Pauli Theater ist an diesem Abend gut gefüllt. Es wird Deborah Neiningers Inszenierung von Traumfrau Mutter gespielt. In den Saal haben sich neben Schwangeren und eben Frauen jeden Alters sogar ein paar Männer verirrt. Doch lachen können sie bei diesem Stück gemeinsam. Natürlich erkennt man sich als Frau beziehungsweise Mutter an mancher Stelle wieder. Schlaue Ratschläge über das Kinderkriegen oder das spätere Erziehen hat schon jede einmal bekommen. Denn bei Fragen, wie beispielsweise, ob Schwangere fliegen dürfen, geht es schon los mit den Verboten für die werdende Mutter. Neben keinen Alkohol trinken, keine Zigaretten rauchen, keinen Stress bleibt die Angst beziehungsweise das Risiko, dass das Ungeborene beim Fliegen durch den Unterdruck, der Mutter frühzeitig in den Schoss fällt.

Die 5 Traummütter des Stückes erzählen von Schwangerschaft und Geburt mit nerviger bayrischer Hebamme. Natürlich fällt der Gatte im Kreißsaal getreu dem Klischee um. Doch dann ist er endlich da, der kleine Scheißer. Kinder geben einem so viel zurück, heißt es da. Doch hat man sie vielleicht eher am liebsten, wenn sie schlafen. Denn Vater überreicht, das Kleine der Mutter, mit den Worten „Dein Kind hat schreit“. Das kennt das St. Pauli Publikum und es gibt eine Menge Lacher zwischen Stillproblemen, hier bekommt man den Tipp die Brustwarzen mit der Spülbürste abzuhärten, Spielplatzsorgen, Schlafdefiziten oder verschwundenem Kind in der Umkleidekabine des Schwimmbades. Ein Extralacher erster Güte, als die Darstellerin beim Suchen des Kleinen nackt über die Bühne flitzt.

Das satirische Stück bedient alle Klischees, die jedoch einfach Spaß machen. Helikopter-Mütter bekommen genauso ihr Fett weg wie die Ehemänner. Und wenn der Gatte, nach seinem Arbeitstag gleich Sex will und dann als Erster fertig ist, gibt es kein Halten mehr. Die Szene wird durch ein übergroßes Peniskostüm dargestellt, bei dem sich das Publikum einfach nicht mehr einkriegt. Mütterliche Solidarität oder Kritik, sowie Gesang über die wütenden Mütter, all das vereint Traumfrau Mutter. Einige Tabus, sind jedoch in der heutigen Zeit für Mütter gesellschaftsfähig geworden. Dennoch ist das Stück hochaktuell, die Songs schmissig und die zweieinhalb Stunden Spielzeit vergehen wie im Fluge.

i.s.o.