Immisitzung 2016 nimmt Politik satirisch in die Mangel

Am Donnerstag, den 07.01. fand die Immisitzung 2016 im Bürgerhaus Stollwerck statt.

Immisitzung-2016

Immisitzung-2016 | The Black Gift Kulturmagazin

Nachdem im letzten Jahr die Persiflage auf Conchita Wurst unvergesslich war, kann sich auch in diesem Jahr das dreistündige Programm sehen lassen. Aktuelle Themen wie Flüchtlinge, Islamischer Staat, Veganismus, Kölner Oper sind gekonnt aufs Korn genommen und auch die tollen Kostüme werden immer aufwendiger.
Gleich zu Beginn gleitet ein Schlauchboot über das Publikum. Es wird durch die Zuschauerhände immer weiter nach vorne getragen. Darin sitzen liebevoll gestaltete Puppen, die Menschen auf der Flucht darstellen. Bei den Immis sind diese in Sicherheit und wenn alle mit anpacken sowieso. Die internationale Karnevalssitzung mit Schauspielern und Musikern aus Brasilien, Spanien, der Türkei, Ägypten und anderen Ländern versteht es heiße Themen anzupacken. Ob die Sanierung der Kölner Oper oder der Vollblutkarnevalist, der unter dem Decknamen „Ali Allemallachen in ein Terroristencamp des selbsternannten „Islamischen Staats“ eintritt, bis hin zu wunderbaren Glitzerkostümen. Hier tanzt das Seepferdchen mit einer Qualle, ein bunter Fisch mit einer Krake zu einem Song, in dem ein krimineller Schlepper Menschen zur Flucht per Boot auffordert. Auf die Melodie von „Unter dem Meer“ aus Disneys „Arielle, die Meerjungfrau“ singt er: „Nimm doch das Boot, sei kein Idiot“.

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Immisitzung-2016 | The Black Gift Kulturmagazin

Witzig sind die „Deutschstunden“, die die „Immis“ dem Publikum vorstellen. Es ist doch alles ganz einfach „Bitte nachsprechen, es heißt das Auto und der Wagen“. Der „homosexuelle Männerschwarm Sergio hingegen, eigentlich Dolmetscher für den russischen Premierminister Medwedew, plaudert frei über seine Affäre mit Präsident Putin und singt nach Eye oft he Tiger einfach Ei in der Taiga. Weiterhin können wir über asiatische Satzspiele lachen, treffen Frau Güllü im Jobcenter oder finden das Gedankengut von Pegida und Co. bei Irmgard Gräbner von der Dresdner Jägerinnung Begida (Bundesverband engagierter Großwildjäger impulsiver deutscher Arten) mit ihrem Hund Blondie wieder. Diese fordert, die „Reinheit des einheimischen Wildbestandes zu bewahren“. „Wir haben nichts gegen Wölfe, aber unser Wald ist zu klein für eine weitere fressintensive Population.“

Die Immissitzung steht in diesem Jahr eben ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise. Manche Scherze sind hart. Etwa, dass die meisten Flüchtlinge das Mittelmeer aufgenommen hat. Präsidentin Myriam Chebabi, die Immi Mymmi, wird dann aber auch ernst, indem sie zu den Ereignissen an Silvester ein Statement vor liest. Mit klarem Fazit: „Wir lassen uns nicht von solchen Idioten einschüchtern!“

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Wunderschön, besonders vom Bühnenbild ist die Persiflage auf Westside Story. Am anderen Ende der Stadt, in der „Southside“ treffen bald darauf zwei Gangs aufeinander: Vegetarier und Metzger. Es entspinnt sich ein Konflikt und eine unerlaubte Liebe zwischen Tobi und Sabrina wird herrlich besungen. Da uns die Amerikaner bald fest in der Hand haben übernehmen diese dann gleich den Rosenmontagszug, also Rose Monday Train und aus Alaaf wird Jeck We Can. Das sind Aussichten, bei denen wir jedoch schmunzeln müssen. Die Immisitzung startet in ihre siebte Session. 23 Mal tritt das Ensemble auf die Bühne, 8500 Zuschauer erwarten die „Immis“ bis Karnevalsdienstag.
www.immisitzung.de

Text: Isabel Oerke (i.s.o.)
Fotos: Isabel Oerke (i.s.o.)/Thomas Holzer (th)