
Alte Mädchen (c) Harald Hoffmann
Die goldene Mumu ist 28
Die goldene Mumu ist nichts mit den Golden Girls oder alten Mädchen zu tun. Das erfahren wir in dem Popkabarett Alte Mädchen von Anna Bolk. Seit vergangenem Sonntag wissen wir Bescheid. Die goldene Mumu ist 28 und das Becken gebärfreudig. Mit Ü 50 schwindet sie dahin die Fuckability und unsere Rosinenvisage blickt uns müde aus dem Spiegel entgegen. Das Hamburger St. Pauli Theater ist an diesem Abend gut besucht mit ebenfalls alten Mädchen, die bei diesem Stück immer wieder lachen müssen. Was bleibt ihnen beziehungsweise uns auch anderes übrig. Wer wird schon gerne alt? Das frau im als Best Ager nahezu unsichtbar wird ist bekannt. Wo sind unsere heutigen Vorbilder à la Inge Meysel oder Heidi Kabel, auch die Medienlandschaft weißt heute keine gleichwertigen alten Mädchen auf. Die Werbung mit ihren Slogans zeigt uns, was nun für uns alte Mädchen wichtig ist. Aber wir tragen es mit Fassung und singen mit den Protagonistinnen des Stückes Lieder zu Parship, Büstenhaltern und schlaffem Bindegewebe und amüsieren uns dabei köstlich. Mit Ü 50 ist man -oh Schreck – gar keine Milf sondern sogar eine Gilf! Ja, alt wird man von alleine und was machen wir nun mit unserem Restleben?
Ein Restlebensabschnittsgefährte kommt so gerade recht. Dann heißt es lieber spätgebärend, als gar keine Mutter zu werden. Ein netter Herr aus der ersten Reihe muss dann auch auf die Bühne. Leider ist er mit Anhang Nadine da, die dann auch gleich ihr vertontes Fett abbekommt. Außerdem spielen die Alten Mädchen sich selbst, denn sie sprechen sich mit ihren wirklichen Namen an und die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen sehr schön. So findet sich jede, wenigstens auf dem Papier, reife Dame hier wieder und kann alles genau mitfühlen.
Im Oktober 2017 kommen die Alten Mädchen nach Stuttgart. Nichts wie hin – es wird in jedem Fall lehrreich und amüsant. Denn wir machen einfach das Beste daraus.
Text: Isabel Oerke (i.s.o.)
Fotos:(c) Harald Hoffmann