Robert Kreis – die goldenen 1920er Jahre eroberten Bergedorf

Am vergangenen Sonnabend hieß es Großstadtfieber im Theater Haus im Park in Bergedorf.

Robert Kreis, Kabarettist mit Faible für die 20er Jahre stand auf der Bühne. Dies macht er schon seit 45 Jahren und sein Gesicht trägt, wie er sagt, ehrlich abgelachte Falten. Der geschminkte Kreis im feinen Anzug brachte eine Mischung aus Couplets und Texten aus den Goldenen Zwanzigern, geschmückt mit zahlreichen Geschichten aus seinem Leben.  Da gibt es Geschichten von der Fürstin Pips von Pipsenstein und von Sami und Mosche und man schlägt so manche Brücke in die Gegenwart zu Angela Merkel oder Donald Trump.Vielleicht vergessene jüdische Künstler, wie eben Fritz Günbaum und Willy Rosen brachte er so wieder in Erinnerung.

Viele Lieder waren einem bekannt, doch wer war der Mensch hinter diesem Song. Gesungen wird über miese Zeiten und das eigentliche Leben. Das alles trägt Kreis beschwingt vor. Nach jedem Lied schlägt er auf die kleine Rezeptionsglocke und beendet so den Beitrag an seinem „Geflügel“, wie er sein Klavier liebevoll nennt. Robert Kreis erinnert immer wieder an verfolgte Künstler und deren Schicksale, so dass der Abend zwischen Tragik und Komik anzusehen ist. Die Erinnerung an diese Künstler soll unbedingt wach gehalten werden, doch hätte ich mir trotz der Ernsthaftigkeit  und Wichtigkeit weniger Geschichte und mehr Komik gewünscht. Trotz der „Miesen Zeiten“ von Willy Rosen, sorgten vor allem der „Lachfoxtrott“ und Lieder wie „Heinrich, wo greifst du denn hin?“ und „Ich bin so scharf auf Erika“ für jedem Menge Lacher beim Publikum. Nach der Pause erscheint Robert Kreis im eleganten Frack. Das ist noch passender zum Menjou-Bärtchen und der Pomade im Haar. Kreis erzählt von mondänen Theatersälen und dass die Menschen früher besser gekleidet waren. Oft spielt er in Mehrzweckhallen, da hat das Theater im Park schon viel mehr Charme. Leider war das Theater an diesem Abend nicht so gut gefüllt, so dass Kreis einen Spruch auf das Landleben parat hatten “50 Leute im Saal, 100 Schweine draußen“. Der Mann am Piano unterhält mit Tücken in der Warteschleife bei seiner Hotelbuchung im Plaza Hotel Hamburg oder besingt voller Witz „Die zerbrochene Schallplatte“ oder „Ich bin verrückt nach Hilde von Paul O’Montis. Ein wenig wehmütig wird es mit dem Lied „Irgendwo auf der Welt“ von Werner Richard Heymann. Hier wurde das Publikum ganz still und nachdenklich.  Kreis erzählt witzige Zweideutigkeiten, wie: „Kauft nur Gummiwaren bei Fromms, die Konkurrenz platzt“. Nach einer Zugabe mit Standing Ovations geht ein vergnüglicher Abend im Haus im Park viel zu schnell zu Ende. „Großstadtfieber“ schreit in jedem Fall nach Wiederholung.
Text: i.s.o.